Wie man professioneller Drohnenpilot wird

Wie wird man ein professioneller Drohnenpilot? Dieser Artikel teilt eine unbequeme Wahrheit.
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Christian Engelke

Gründer und Geschäftsführer

Bitte nicht bei uns bewerben!

“Es gibt immer mal wieder so Trendberufe. Aktuell ist Drohnenpilot einer von ihnen, gefühlt direkt hinter Influencer. Ich glaube das liegt daran, dass die Leute denken, Drohnefliegen wäre ein spaßiger, einfacher und überaus gut bezahlter Job. Das ist ein absoluter Trugschluss der nicht falscher sein könnte. Die meiste Zeit während einer Drohneninspektion steht man ziemlich unter Zeit- und Erfolgsdruck, hat lange Reisezeiten und die Kunden haben extrem spezifische Vorstellungen. Das ist eine sehr binäre Angelegenheit. Richtig oder falsch. Mehr gibts da nicht. Die Arbeit genießt kein besonderes Ansehen. Den Kunden interessiert nur das Ergebnis.”

Auch in 2024 erreicht uns häufiger die Frage: "Sollte ich Drohnenpilot werden?"

und wir sagen dann immer "Ja Junge, wieso nicht!?" .. kleiner Scherz.

Wir möchten komplett ehrlich sein und eine unbequeme Wahrheit mit Ihnen teilen:

  • Drohnen fliegen bereits heute fast von alleine. In Zukunft werden selbst komplexe Inspektionen autonom von den Drohnen durchgeführt. Beispiele dafür sind die Drohnen von Skydio. Skydio hat in Europa übrigens nichts anzubieten und die Kameras der aktuellen Drohnen sind auch nicht das Gelbe vom Ei.

  • Es gibt bereits so gut wie keine Drohnenfirmen in Deutschland die langfristig mehrere Angestellte beschäftigen, permanent gute und lukrative Aufträge abarbeiten und das wirklich als wirklich wirtschaftlich erfolgreich als Haupterwerb betreiben.

    UPDATE Juli 2022: Die Situation hat sich etwas verbessert. Update März 2024, es gibt inzwischen mehrere Drohnenfirmen die permanent Infrastruktur inspizieren.

  • Es gibt natürlich Vermessungsbüros oder Dachdecker (oder andere Unternehmen), die Drohnen als Werkzeuge zusätzlich zu Ihrem eigentlichen Geschäft einsetzen und für die das dann wirtschaftlich durchaus sinnvoll ist.

  • Ja, bei Instagram, Facebook oder Youtube etc. wird der Eindruck erweckt, es wäre super einfach oder zumindest machbar ein erfolgreiches Drohnenunternehmen aufzubauen. Wir können aus erster Hand sagen, dass die Realität komplett anders aussieht. Selbst die Unternehmen die sehr teure Industriedrohnen einsetzen, bekommen diese häufig vom Hersteller als “Demonstration Unit” gestellt. (Wir übrigens bisher nicht). 

    Update Juli 2022: Insbesondere die Aussage mit den Demonstration Units hat sich in bestimmten Bereichen extrem bewahrheitet.

Nun zum eigentlichen Artikel:

Der Einsatz von Drohnen wirkt sich disruptiv auf viele etablierte Branchen aus. Angefangen bei der Luftbildfotografie und Videografie. Was einen professionellen Drohnenpiloten ausmacht und wie wird man zu einem wird. Heutige Drohnenpiloten kommen daher aus den unterschiedlichsten Branchen bzw. sind Quereinsteiger, beispielsweise mit Hintergrundwissen aus den Bereichen Modellbau bzw. Modellflug oder den jeweiligen Branchen in denen sie jetzt tätig sind. Eine klassische Ausbildung, bestehend aus Theorie und Praxis zum Drohnenpiloten gibts bisher nicht. Der Kenntnisnachweis der vielerorts angeboten wird und zumindest für Drohnen mit einem Abfluggewicht von mehr als 2KG benötigt wird, bietet zumindest das benötigte theoretische Basiswissen, um eine eine Drohne legal bewegen zu können.
Inspektion Hochregal mit Drohne

Welche Anforderungen gibt es um Drohnenpilot zu werden?

Es gibt Berufe in denen es Sinn macht mit Drohnen zu fliegen, beispielsweise in der industriellen Instandhaltung in Kraftwerken und Industrieanlagen oder als Bauleiter auf Baustellen oder als Vermesser im Straßenbau.
Stephan in einem Kraftwerk mit der ELIOS Drohne in der Hand
Kesselinspektion Stereo 2 Drohne im Kraftwerk

Professionelle Drohnenpiloten sollten:

  • Möglichst nicht besonders fehlsichtig sein, bzw. eine gute Sehkorrektur haben.

  • Körperlich und geistig fit und belastbar sein (da Einsätze teilweise in schwierigem Gelände oder auch in engen Industrieanlagen stattfinden können.)

  • Über überdurchschnittliche feinmotorische Fähigkeiten verfügen

  • Überdurchschnittlich geistig leistungsfähig sein.

  • Über perfektes englisch in Wort und Schrift verfügen (die meiste Spezialsoftware ist in englischer Sprache).

  • Über einen Kenntnisnachweis (Drohnenführerschein) verfügen. Kann man bsp. bei Copteruni oder U-ROB machen.

Anders als in der bemannten Luftfahrt, brauchen Drohnenpiloten in Deutschland bisher keine medizinische Untersuchung (Medical). Allerdings kann sich das in Zukunft, möglicherweise für den Betrieb größerer und schwererer Drohnen im Jahr 2020 oder 2021 ändern.

UPDATE Juli 2022: Uns ist noch keine derartige Vorschrift bekannt, allerdings ist es sehr wahrscheinlich das bsp. zukünftig beim Betrieb (viel) größerer Drohnen ein LAPL Medical oder ähnliches Pflicht werden könnte.

UPDATE März 2024: Bisher noch keine Medicals, wäre aber später bei STS nicht undenkbar.

Die Fachqualifikation des Drohnenpiloten

Die schlechte Nachricht vorab: Drohnenpilot ist kein richtiger Job!

Die allermeisten Drohnen fliegen im wesentlichen mehr oder weniger von alleine. Entscheidend ist, dass man sich mit dem was man inspizieren möchte auskennt – oder irgendeinen anderen Mehrwert für den Kunden schaffen kann.

Eine Auswahl von Möglichkeiten die es gibt:

  • Inspektion von PV Anlagen
  • Inspektion von WEA (Windenergieanlagen)
  • Inspektion von Stromleitungen
  • Vermessung
  • Luftbildfotografie
  • Digitalisierung von Bauwerken und Gebäuden

Die praktische Ausbildung zum Drohnenpiloten

Auch wenn kaum Flugschulen für die praktische Ausbildung gibt, unserer Erfahrung nach ist die praktische Ausbildung kein Prozess der irgendwann anfängt und irgendwann endet. Viele talentierte Drohnenpiloten kommen aus den Bereichen FPV-Racing oder Flugmodellbau und kennen die technischen Details und die Betriebsgrenzen ihres Equipment bis ins kleinste Detail. Wenn man die Praxis lernen möchte, fängt man mit einer „Spielzeug Drohne “ an. Geeignet ist zum Beispiel eine Drohne wie die Hubsan X4. Es gibt aber zahlreiche andere geeignete, kleine und günstige Drohnen. Diese Drohnen sind in der Regel viel schwerer zu fliegen, als die größeren Drohnen mit denen später professionell gearbeitet wird. Drohnefliegen findet wie gesagt zu 80% im Kopf statt und der Kopf will und muss trainiert werden. Nach einiger Zeit erfolgt die Steuerung der Drohne komplett unterbewußt, so als würde man Fahrrad fahren. Es gibt viele Modellflugplätze auf denen geübt werden kann. Im Winter wird vielerorts auch in Sporthallen geflogen. Bei einigen Drohnenpiloten geht die praktische Ausbildung schneller als bei anderen und es gibt auch einige, die mit noch so viel Übung nie auf ein gutes Niveau kommen, die Drohne in jeder Situation sicher steuern zu können.

Wie lange dauert es bis man Drohnenpilot ist?

Wer Vorkenntnisse hat und ambitioniert ist, kann innerhalb von 2-3 Wochen den Drohnenführerschein absolvieren und in etwa der gleichen Zeit erste praktische Kenntnisse erwerben. Als Drohnenpilot gibt es viele potenzielle Einsatzgebiete. Angefangen bei der Luftbildfotografie und Luftvideografie , über Vermessung und Kartografie bis hin zu Thermografie und Inspektionsflügen. Jedes Anwendungsgebiet setzt Spezialwissen voraus, das entweder in Eigenregie oder durch Kurse erworben werden muss.

Als Basis dienen stets die Drohnenführerscheine A1 + A2, sowie A2 und bald auch STS.

Wie sehen die Jobchancen 2024 als Drohnenpilot aus?

Gut die Hälfte der Drohnenfirmen haben zwischen 1 und 10 Mitarbeitern. Eine Umfrage des BVCP ergab sogar mal das die Mehrheit der Drohnenfirmen aus Einzelunternehmern besteht. So gesehen sehen die Chancen eher rostig als rosig aus. Aber trotzdem steigt die Anzahl der Drohnennutzer rapide an und das hängt damit zusammen, dass auch immer mehr Unternehmen selbst Drohnen kaufen und einsetzen. Dafür wird einerseits vorhandenes Person umgeschult, aber auch neues Personal eingestellt.

UPDATE März 2024: Die Nachfrage nach Drohnenjobs ist geringer als vor 2 Jahren, das Angebot ist etwas gewachsen.

Unser Rat:

  • Auch zukünftig wird es Menschen geben die Drohnen bedienen um für ihre Arbeit sinnvolle Aufgaben zu bewältigen. Der zunehmende Automatisierungsgrad der Drohnen wird keine “erfahrenen” Piloten mehr erfordern.

  • Setzen Sie Drohnen in dem Bereich ein in dem Sie bereits tätig sind: Sind sie Bauingenieur, Architekt, Dachdecker, Bauunternehmer, Energieberater dann nutzen Sie Drohnen in Ihrem Bereich.

  • Wie Sie gerne Drohne fliegen weil Sie Spaß daran haben – bleiben Sie dabei und haben Sie Spaß. Die Jobchancen als Drohnenpilot ohne Fachqualifikation sind perspektivisch auf die nächsten 5 Jahren gesehen gleich null. UPDATE Juli 2022: Ist immer noch so! UPDATE März 2024: Ist im Prinzip gleich geblieben!

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